David Mitchell: Number 9 Dream

„Die Sache ist ganz einfach. Ich kenne Ihren Namen, und Sie haben einmal meinen gekannt: Eiji Miyake. Wir sind beide vielbeschäftigte Leute, Frau Kato, also lassen wir den Smalltalk. Ich bin in Tokio, um meinen Vater zu finden. Sie kennen seinen Namen, Sie kennen seine Adresse. Und Sie werden mir beides geben. Jetzt.“

Die Idee hinter der Handlung ist in der Tat denkbar einfach: Der 19-jährige Eiji Miyake ist aus einer ländlichen Provinz Japans nach Tokio gekommen, um dort nach seinem Vater zu suchen, den er nie kennenlernen durfte. Was er dort erlebt, ist Inhalt dieses vor Handlungsdetails und kleinen Geschichten  nur so strotzenden Romans.

alles →

Sparkinator: Nicholas Sparks Titel Genarator

Oder: „Das Bild des Augenblicks“ – Eine Geschichte über Stolz, Verrat und Liebe.
Lukas und Jana

Lukas und Jana

Zeit im Wind, Schweigen des Glücks, Weg der Träume – Wer kennt nicht diese und viele weitere Meisterwerke, mit denen der Erfolgsautor Nicholas Sparks immer wieder in die Weltliteratur eingeht.

Mit dem Sparkinator können Sie dem Meister nacheifern und sich Titel für den eigenen Weltbestseller generieren lassen.

Der „Sparkinator“ ist ein spontanes Projekt mit der wundervollen Jana Willemsen. Die Website generiert automatisch eine Fülle von Titeln und sogar Inhalten von Büchern von „Nicholas Sparks“-Niveau. Und wer nicht die Gelegenheit nutzen und selbst mit den gegebenen Titeln Weltbestseller schreiben will (und als Dankeschön dann 50% der Einnahmen an Jana und mich (also jeweils, dass wir uns da nicht missverstehen) abtreten möchte), ist herzlich dazu angehalten, die Titel zu teilen, twittern oder sonst zu verbreiten. Viel Spaß!

Dante und der Nahostkonflikt

„Die heißesten Orte der Hölle sind reserviert für jene, die in Zeiten moralischer Krisen nicht Partei ergreifen.”

– Dante Alighieri, Göttliche Komödie, 1321

Dieses Zitat würden beide Parteien im Nahost-Konflikt wohl so unterschreiben, und in der Tat umreißt es die Wahrnehmung des Nahost-Konflikts auf den ersten Blick sehr gut, nämlich aus drei Gründen:

I

Es scheint nur möglich zu sein, eine der beiden Seiten uneingeschränkt zu unterstützen. Seien es jetzt islamische Hassprediger, die die Vernichtung aller zionistischen Juden von durchaus breiteren Massen unterstützt ungestraft fordern, oder die Israel Defence Forces, die auf Facebook von zehntausenden gelikte Fotos über Statistiken posten, wie viele von Terroristen als Deckung benutzte Wohnhäuser doch zerstört wurden, nachdem man die zivilen Bewohner per SMS gewarnt hatte. Außerdem (wahrscheinlich gerade in Deutschland) beliebt: „Die Israelis müssen sich doch verteidigen dürfen“ und „Wenn wir Israel nicht unterstützen, sind wir schlimmer als Hitler“, aber auch „Die armen Palästinenser werden von Israel voll fertig gemacht, für diese Menschenrechtsverletzungen muss Israel zahlen“.

Beide Seiten haben Anhänger, die davon überzeugt sind, die uneingeschränkte Wahrheit für sich gepachtet zu haben und gegen alle anderen verteidigen zu müssen. Am schlimmsten trifft es dabei diejenigen mit einer differenzierten Meinung zwischen den Extremen sowie Neutrale, die von allen als „Feind“ angesehen werden.

II

Es scheint um einen zutiefst religiösen Krieg zu gehen. Der ganze Nahost-Konflikt ergibt sich aus den Angriffen der bösen Muslime, die von Israel unterdrückt werden und daher die Juden vernichten wollen, beziehungsweise aus den großflächigen Militärattacken der Soldaten des jüdischen Staates, der gegen Terrorangriffe von Muslimischen Extremisten verteidigt werden muss.

Dem Märtyrer aus den eigenen Reihen und Sieger winkt das Paradies, dem Verlierer und allen anderen die Hölle.

III

Das passende Zitat oben scheint von Dante zu sein, dem großen italienischen Dichter, der heute noch für seine Wertvermittlung berühmt ist. Dan Brown verwendet es als Einstieg und Leitmotiv zu seinem Thriller „Inferno“, der sich um Dante dreht.

Eigentlich stammt das Zitat jedoch von J.F. Kennedy, der Dante subtil falsch versteht, um ihn für Propaganda im eigenen Sinne zu nutzen. Nämlich interessanterweise, um in Deutschland für die Gründung des Entwicklungsdienstes („Peace Corps“) zu werben, dessen amerikanisches Pendant explizit die Aufgabe hat, amerikanische Werte zu vermitteln.

Fazit

Was also tun, wenn um einen herum hauptsächlich Meinungen statt Fakten kursieren und zwischen Schein und Sein eine überdurchschnittlich große Diskrepanz herrscht?

Es wird endlich Zeit, dass die Zwischentöne stärker betont werden, auch wenn das schwer ist und laute Propaganda irgendwie dem Konzept der differenzierten Zwischentöne widerspricht. Dazu ist es wichtig, dass auch in den Nachrichten eben nicht nur Bilder beider Extreme gezeigt werden, Militärführer, Hassprediger, Bombeneinschläge, gewalttätige Demonstranten, sondern eben auch moderate Kräfte, die sich auf beiden Seiten für eine friedliche Lösung des Konflikts einsetzen – auch wenn sich blutige Nachrichten mitunter besser verkaufen.

Außerdem sollte sich jeder, der seine Meinung zu dem Thema äußern will, erst mal mit dem geschichtlichen Hintergrund auseinandersetzen. Was im Nahen Osten stattfindet, ist eine Gewaltspirale, die ihren Anfang in der Gründung des Staates Israel genommen hat. Erst jetzt kann man überlegen, ob der Konflikt religiös, ethnisch oder territorial begründet ist. Erst jetzt kann man beginnen zu überlegen, wer ursprünglich die Schuld trägt, Palästinenser, Israelis oder die Vereinten Nationen, die den Staat gründen wollten. Wahrscheinlich von allem etwas.

Was wir momentan erleben, ist ein Krieg mit Waffen, aber auch in größerem Maße als bisher ein Krieg mit Medien.

Daher ist es umso wichtiger, Meinungen zu hinterfragen und zu versuchen, so gut es geht die Tatsachen herauszufinden, um sich selbst eine fundierte Meinung bilden zu können – differenziert und frei von Beeinflussung.

Weblinks


Ebenfalls erschienen im Neologismus 14-07

Walter Moers: Wilde Reise durch die Nacht

Der Tod stellt seine Aufgaben

Der Tod stellt seine Aufgaben

Der junge Gustave Doré will Maler werden – leider befindet sich der 12-jährige gerade als Kapitän an Bord eines Schiffes, dass von den grauenhaften Zwillingstornados zerstört wird. So trifft Gustave auf den Tod, der ihm das Leben schenken will, wenn er es schafft, sechs Aufgaben zu erfüllen:

Eine Jungfrau aus den Klauen eines Drachen befreien, einen Geisterwald möglichst auffällig durchqueren, die Namen von fünf Riesen erraten, den Zahn des Schrecklichsten Ungeheuers besorgen, sich selbst treffen und dann den Tod auf dem Mond besuchen. Nichts Geringeres muss er in einer Nacht schaffen. Dabei trifft er harmlose Ungeheuer und wilde Amazonen, Begleiter werden zu Freunden und Freunde zu Feinden. Er lernt nicht nur den Tod, sondern auch den Wahnsinn, die Zeit und die Liebe kennen und versucht alles, dem Tod von der Schippe zu springen. Dabei muss er immer wieder feststellen:

»Bist du ein Diener des Todes?« fragte Gustave.

»Sind wir das nicht alle?« gab der Greif düster zurück.

Das alles wird in der typisch-moerschen Art vorgetragen: Ob Siamesische Zwillingstornados, lindwurmverarbeitende Amazonenindustrie, Traumberaterin, Schluchzende Schluchten oder Raumzeitkontinuierliche Möglichkeitsprojektion in der Futuristischen Eventualitätswabe – die grandiose Geschichte baut auf dem riesigen Ideenreichtum ihres Autors auf, der die fantastische Welt, durch die der Held reisen muss, unglaublich detailreich beschreibt.

Gustave Doré: „Don Quixote“

Gustave Doré: „Don Quixote“

Doch das eigentlich Einzigartige an dem Roman sind seine Illustrationen. Sie stammen nicht wie üblich von Moers selbst, sondern (und das ist der Clou) von dem Illustrator Gustave Doré. Dieser hat eigentlich im 19. Jahrhundert gelebt und viele Werke berühmter Autoren wie Dante und Shakespeare illustriert. In seinem Roman hat Moers den Spieß umgedreht und ausgewählte Werke von Doré in seine Geschichte eingewebt, in der letztendlich der junge Gustave Doré einige seiner berühmtesten Werke „vorträumt“.

Was dabei entstanden ist, ist eindeutig: Eine in Text und Illustration bildgewaltige fabelhafte und philosophische Reise durch Zeit, Raum und die Nacht. Was man daraus lernt, ist ebenso klar:

»Das Leben ist eine wilde Reise! Gefährlich! Unvorhersehbar! Voller Überraschungen – selbst wenn du es damit verbringst, irgendwo auf einem Stuhl an ein und derselben Stelle sitzen zu bleiben.«


Zum Buch: „Wilde Reise durch die Nacht“ von Walter Moers, mit Illustrationen von Gustave Doré. Roman. Goldmann-Verlag. Broschiert, 224 Seiten. ISBN: 3442452910


Titelbild: Wikimedia (CC 0)
Bild Matrose: Wikimedia (CC 0)
Bild Don Quixote: Wikimedia (CC 0)
Ebenfalls erschienen im Neologismus 14-07

Google Now

Bericht eines Aussteigers

Google hat da schon ein nettes Stück Software für sein mobiles Betriebssystem Android geschaffen. Durch Kombination aller (sowieso schon über mich vorhandenen) Daten erhalte ich am Smartphone immer alle Daten, die ich gerade brauchen könnte: Wetter, Ergebnisse meiner Lieblings-Sportmannschaft, Aktienkurse, Aktualisierungen auf Websites, die ich regelmäßig besuche, kommende Termine und wann ich losfahren muss, um sie pünktlich wahrnehmen zu können. All das natürlich entweder auf Wunsch oder als ganz dezente Erinnerung in der Ereignisleiste.

Das ist praktisch, dachte ich mir als naiver Besitzer eines Mobiltelefons, dass noch nicht dazu in der Lage war, mir, seinem Besitzer, das Denken abzunehmen. Doch diesen Winter war es endlich soweit, und voller Enthusiasmus wurde auf meinem neuen Smartphone die „Google Suche“ mit einem Klick zu „Google Now“ erweitert.

alles →