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Ein Weihnachtsgedicht

Die Haare wallen wild im Wind,
die blonde Mähne, ungetrimmt,
Perfektion – gewiss.
Doch da – erschreckend – Spliss!

Doch nein, ein Shampoo fällt darnieder
wie der Schnee an kaltem Tag.
Engel singen Weihnachtslieder,
die der Kunde mag.

Wenn man der Flasche Saum knufft,
dass aus ihr weißer Schaum flufft,
ja dann erwacht die Raum-Luft
mit süßem Weihnachtsbaumduft.

Das Shampoo trifft die blonden Haare
und ein Wasserstrahl zugleich.
Sie werden schöner dank der Ware:
sanft, geschmeidig, wunder-weich.

„Cut!“, der Werbespot zu Ende.
Der Regisseur reibt sich die Hände,
denn es liegt mit ’ner Perücke
der Star des Stücks in seiner Krippe.

Was ich schon etwas trist find’ –
es ist schließlich das Christkind.


Ebenfalls erschienen im Neologismus 16-11

Ein Restaurant

Ein Weihnachtsgedicht

In einem Wald an einer Tanne
steht versteckt ein großes Haus.
Man hört das klirren einer Pfanne –
nur Kenner kennen sich hier aus!

Doch wenn die ersten Flocken fallen
zu Beginn der Weihnachtszeit
füllen sich die hohen Hallen
und ein Kellner steht bereit.

„Tisch 24, für Sie reserviert!“,
sagt der kleine Kellner-Mann,
als er die Karte präsentiert;
er hat nur grüne Kleidung an…

Bald ist bestellt, was man verzehrt,
’nen guten Hauptgang muss man buchen!
Doch essentiell, ja, zum Dessert,
gibt es nur Lebkuchen-Kuchen.

Der Inhaber mit roter Robe
Serviert höchstselbst den Wein achtsam.
Sagt „Ho, ho, ho“ – es herrscht Getobe,
er ist – sieh an – der Weihnachtsmann!


Ebenfalls erschienen im Neologismus 16-11

Nachts im Auto

Ein Weihnachtsgedicht

Des Nachts der Schnee vom Himmel fällt
– wir im Auto durch die Stadt –,
Nebel umhüllt dicht die Welt,
sodass man wenig Sicht hat.

Ein Licht erleuchtet rot den Nebel
’ne rote Ampel, ungebeten.
Und während wir am Hilton hielten,
hallten droben die Trompeten.

Wir warten also, Zeit vergeht,
während unserer Auto steht.
Doch die Ampel springt nicht um,
und wir sitzen wartend, stumm.

Nach einer Weile steh’ ich auf,
steige aus dem Auto. Drauf
gehe ich zur Ampel hin –
ich will seh’n was da nicht stimmt.

Doch dann erkenne ich das Licht:
Klar, das was wir seh’n hier,
Ist sicherlich ’ne Ampel nicht,
doch Rudolf, ja, das Rentier.


Ebenfalls erschienen im Neologismus 16-11

Fußball

Ein Weihnachtsgedicht

Über den Rasen rasen
die 22 Nasen
der runden Kugel hinterher –
die ist heute seltsam schwer

Das Spiel dauert 90 Minuten,
in denen sich die Spieler sputen.
Erst zeitlich ganz kurz vor Schluss
kommt es dann zum Torschuss

Es fliegt der Ball, rasant gekickt
trifft den Pfosten – ungeschickt! –
und zerplatzt dann grad da
genau wie ’ne Piñata.

Aus dieser fallen Süßigkeiten,
um die die Spieler müßig streiten.
„Apfel, Nuss und Zimtstern
essen Fußballer bestimmt gern!“,

ruft in dem Gedränge,
der Schiedsrichter zur Menge.
Und er zieht sein Trikot aus
und steht da, er, der Nikolaus.


Ebenfalls erschienen im Neologismus 16-11

Über Schicksal, freien Willen, und warum wir die falschen Fragen stellen

Küchenphilosophie Teil 1

Es wäre eine Untertreibung, zu behaupten, im Neologismus sei wenig philosophiert wurden. Gerade die ersten Ausgaben sind voll von (faszinierenden) philosophischen Artikeln unseres Chefredakteurs, die er zwar inzwischen für viel zu unqualifiziert hält, die ich aber manchmal gerne noch lese. Und es gibt dann auch Momente, in denen ich gerne mal selbst meinen Senf dazugeben würde – schließlich lebt Philosophie(ren) von Diskussion. Um den fachlichen Anspruch an mich selbst nicht zu hoch zu legen, soll die (unregelmäßig) erscheinende Reihe unter dem Untertitel „Küchenphilosophie“ laufen, und die Themen mit etwas laxeren Herangehensweisen betrachten. Dabei werde ich, neben Physikern und Philosophen, auch einige popkulturellen Referenzen zur Verdeutlichung verwenden.

In dieser ersten Ausgabe möchte ich mich der Frage nach freiem Willen und Schicksal widmen, die im Neologismus ja schon fast zu oft gestellt, diskutiert und nicht abschließend beantwortet wurde.

Dualismus vs Materialismus

Die Diskussion um freien Willen lässt sich auf die beiden Sichtweisen Dualismus und Materialismus herunterbrechen. Die Dualisten, häufig Geisteswissenschaftler, gehen davon aus, dass der menschliche Geist etwas von der materiellen Welt Grundverschiedenes und insbesondere nicht von ihren Beschränkungen betroffen ist. Umgekehrt kann der Geist die Wirklichkeit beeinflussen – an dieser Stelle haben wir freien Willen. Bedeutende Vertreter sind Platon oder Kant, aber auch unser Chefredakteur Florian Kranhold in seinem Artikel Abolitum Arbitrium.

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