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Kann man Eier eigentlich einfrieren?

Einleitung

Oft sind es die kleinen Fragen des Lebens, die eigentlich sehr spannend sind und leicht zu beantworten wären, nur nie beantwortet werden, weil man zu faul ist, die Antwort experimentell zu bestätigen. Oft genug wird man auch von dem alten Satz aus frühester Kindheit behindert: „Mit Essen spielt man nicht!“ Doch das soll heute nicht so sein.

Die titelgebende Frage hat im Studentenleben nämlich durchaus Relevanz: Will man zum wochenendlichen Frühstück ein mittelhart gekochtes Ei konsumieren, zwingt einen die in Deutschland herrschende Discounter-Kultur leider in der Regel dazu, 6, wenn nicht sogar 10 Eier auf einmal zu kaufen, die – hat man nicht vor, unter der Woche quasi täglich noch Rühr- und Spiegeleier zu kochen – bis zu den nächsten Wochenenden schnell schlecht werden können.

Nun stellt sich die Frage, ob man Eier nicht einfrieren kann – und in welcher Form man das am besten tut. Dieser Frage will das im Folgenden beschriebene Experiment nachgehen.

Abbildung 1: Die vier Testeier

Abbildung 1: Die vier Testeier

Versuchsaufbau und -durchführung

Das Experiment wird mit 4 Eiern durchgeführt (siehe Abbildung 1). Näheres klärt die Tabelle:

Ei #ForschungsfragenVorgehen
1Kann man gefrorene Eier direkt kochen?
Wie schmeckt das gekochte Ei?
4 Tage einfrieren
Unaufgetaut 10 Minuten in kochendem Wasser zum Frühstücksei kochen
2Wie sieht ein gefrorenes Ei aus?
Wie schmeckt das Rührei?
4 Tage einfrieren
Aufschneiden, auftauen, als Rührei braten
3Kann man ein bereits gekochtes Ei einfrieren?
Wie schmeckt das?
7 Minuten in kochendem Wasser kochen
4 Tage einfrieren
Über Nacht auftauen lassen
4Kontrollgruppe7 Minuten in kochendem Wasser kochen

Analyse

Das Ei 4 als Kontrollgruppe war hervorragend gekocht und hat normal gut geschmeckt. Daher sind für die anderen Eier brauchbare Ergebnisse zu erwarten.

Abbildung 2: Gefrorene Eier

Abbildung 2: Gefrorene Eier

Leider sind alle Eier im Tiefkühlfach beim Einfrieren aufgeplatzt, unabhängig ob gekocht oder ungekocht. Da allerdings nicht viel Eimasse ausgelaufen ist (siehe Abbildung 2) und ich die Eier vorsichtshalber in eine Plastiktüte gelegt hatte, ist dadurch kein Schaden entstanden und die eingefrorenen Eier können problemlos weiter zubereitet werden.

Ei 1: Unaufgetaut Gekocht

Abbildung 3: Gefroren gekochtes Ei auf Brot

Abbildung 3: Gefroren gekochtes Ei auf Brot

Zunächst stellen wir fest: Ein unaufgetautes Ei lässt sich scheinbar problemlos weiterverarbeiten. Die grob geschätzten 3 Minuten mehr Kochzeit zum Auftauen des Eis erweisen sich als absolut ausreichend, damit das Ei am Ende wie gewünscht in mittelhart gekochter Form vorliegt. Das Ergebnis auf dem Brot können Sie in Abbildung 3 begutachten. Das Ei schmeckt weitestgehend normal, wenngleich gefühlt etwas geschmacksloser.

Ei 2: Aufgeschnitten, Aufgetaut, Gebraten

Abbildung 4: Querschnitt eines gefrorenen Eis

Abbildung 4: Querschnitt eines gefrorenen Eis

Wie der Querschnitt zeigt, gefriert das Ei tatsächlich zu Ei-Eis. Ein visuelles Ergebnis können Sie Abbildung 4 entnehmen.

Nach dem Auftauen zeigt sich jedoch, dass das Eiklar zwar recht schnell schmilzt, das Eigelb jedoch unerwarteter Weise nicht – es verbleibt offenbar in wachsweicher Form (Abbildung 5).

Die Verarbeitung als Rührei erweist sich so als unmöglich; Ausweichlösung ist die Zubereitung eines Spiegeleis, wobei der Dotter (da zerschnitten) in zwei Teilen vorliegt. Das Spiegelei sieht normal aus (siehe Abbildung 6) und schmeckt auch normal, jedoch hat das Ganze einen großen Haken: Entweder zerschneidet man wie ich das gefrorene Ei und muss dann vor der Zubereitung viele kleine Schalensplitter aus der Eimasse fischen, oder man taut das Ei im geschlossenen Zustand auf, bricht es frisch in die Pfanne und hat dann einen einzigen, exakt kugelförmigen Dotter, der nicht wie gewohnt zerläuft.

Abbildung 5: Aufgetautes Ei

Abbildung 5: Aufgetautes Ei

Abbildung 6: Spiegelei aus aufgetautem Ei

Abbildung 6: Spiegelei aus aufgetautem Ei

Ei 3: Gekocht Gefroren, Getaut Gegessen

Abbildung 7: Aufgetautes gekochtes Ei

Abbildung 7: Aufgetautes gekochtes Ei

Ei 3 habe ich über Nacht auftauen lassen. Nach dem Pellen stellt sich heraus, dass die Oberfläche von kleinen Dellen übersäht ist (Abbildung 7); das Eiklar insgesamt ist faserig geworden.

Es schmeckt auf dem Brot gummiartig, wohingegen das Eigelb seinen normalen Geschmack beibehalten hat.

Diskussion

Die einleitend gestellte Frage, ob man Eier einfrieren kann, darf nun also nur teilweise bejaht werden. Natürlich kann man Eier einfrieren – wie im Übrigen auch Steine oder Hamster – nur erlebt man beim Auftauen unter Umständen böse Überraschungen. Problemlos möglich ist einzig das Einfrieren eines rohen Eis, das später direkt zum Frühstücksei gekocht werden soll, alle anderen Zubereitungen erwiesen sich als problematisch.

Im Folgenden gilt es nun zu untersuchen, ob die hier erzielten Ergebnisse reproduzierbar sind, sowie in Langzeitstudien zu testen, ob das Einfrieren die Haltbarkeit der Eier tatsächlich verlängern kann.

Bis dahin bleibe zumindest ich dabei, meine Eier nicht einzufrieren, sondern immer frisch zuzubereiten.


Ebenfalls erschienen im Neologismus 15-02

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