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Padmaschinen-Tee: Ganz schön abgebrüht!

Einleitung

Abb. 1: Pad-Kaffeemaschine

Abb. 1: Pad-Kaffeemaschine

Oft sind es die kleinen Fragen des Lebens, die eigentlich sehr spannend sind und leicht zu beantworten wären, nur nie beantwortet werden, weil man zu faul ist, die Antwort experimentell zu bestätigen. Oft genug wird man auch von dem alten Satz aus frühester Kindheit behindert: „Mit Essen spielt man nicht!“ Doch das soll heute nicht so sein.

Wer kennt das nicht: Man will gerne noch schnell eine Tasse Tee trinken, ist aber so sehr in Eile, dass man kein Zeit hat, Wasser aufzusetzen, zum Kochen zu bringen und dann den Teebeutel 5-10 Minuten ziehen zu lassen. Gäbe es nur eine Möglichkeit, das geliebte Heißgetränk signifikant schneller zu produzieren…

…denkt sich der gehetzte Student, als sein Blick auf die Senseo-Pad-Kaffeemaschine fällt – die Wasser kocht, direkt danach durch eine Kammer presst, in der, in einem teebeutelartigen Behältnis, zermahlene Pflanzen aus fremden Kulturen gelegt wurden, und so ein ebenfalls leckeres Heißgetränk zu produzieren. „Aha“, denkt sich der Student, und beginnt mit der Versuchsvorbereitung.

Versuchsaufbau und -durchführung

Abb. 2: Teebeutel im Padhalter

Abb. 2: Teebeutel im Padhalter

Der Versuchsaufbau ist denkbar einfach. Zwar ist der Teebeutel im Gegensatz zu dem für Kaffee-Pads vorgesehenen, runden Beutelhalter rechteckig, doch das sollte die Versuchsdurchführung nicht beeinträchtigen. Jede Ecke des Teebeutels ist innerhalb der Begrenzungen der Halterung; der Bindfaden kann entfernt oder nach außen geführt werden.

Für das Experiment wird eine Tasse mit einem Fassungsvolumen von ca. 225 ml verwendet. Dies reicht nach empirischen Kenntnissen des Experimentators sowohl für die „Zwei Tassen“-Funktion der Kaffeemaschine als auch für einen Beutel Tee. Als Teesorte wurde Früchtetee der Geschmacksrichtung „Waldbeere“ verwendet. Die Kaffeemaschine wurde vor Versuchsdurchführung gründlich gereinigt und von etwaigen Kaffeerückständen befreit.

Nach dem Befüllen der Maschine mit Wasser, dem Schließen des Deckels und dem Einschalten der Maschine wird bereits nach kurzer Zeit die Betriebstemperatur erreicht. Nach dem Druck auf dem Knopf „Zwei Tassen“ beginnt die Maschine, Wasser durch den Teebeutel zu pressen; der Tee läuft in die Tasse.

Beobachtung

Abb. 3: Tee?

Abb. 3: Tee?

Zunächst strömt eine farblose Flüssigkeit aus den Austrittsstutzen. Bei dieser wird es sich um normales Wasser handeln. Nach wenigen Sekunden färbt sich die Flüssigkeit in den für „Waldbeere“-Tee üblichen Farbton. Es ist daher anzunehmen, dass es sich hierbei um „Waldbeere“-Tee handelt. Kurz vor Ende des Brühvorgangs strömt wieder reines Wasser durch die Stutzen. Während des gesamten Versuchs dringen eine geringe Menge Wasser, sowie etwas kondensierender Wasserdampf entlang der Verschlusskante des Deckels des Beutelhalters aus.

Betrachtet man Tasse und deren Inhalt nach Abschaltung der Pad-Maschine, ist rein optisch kein Unterschied zu einem auf herkömmliche Art zubereiteten Tee zu erkennen. Erfreulicherweise ist die Temperatur ebenfalls sehr angenehm weder zu heiß, wie es bei traditioneller Herstellung von Tee häufig der Fall ist, noch zu kalt – es ist problemlos möglich, den Tee sofort zu trinken. Dies käme dem gehetzten Teeliebhaber ebenfalls entgegen.

Bei einem Geschmackstest kann der in der Pad-Maschine gebrühte Tee jedoch nicht mit einem klassisch zubereiteten Tee mithalten. Nichts der Süße des Früchtetees und seines fruchtigen Geschmacks ist zusammen mit der fruchtigen Farbe in die Tasse gelangt; einzig ein bitterer Beigeschmack begleitet das Geschmackserlebnis warmen Leitungswassers.

Analyse & Diskussion

Es ist festzuhalten, dass bei Herstellung von Früchtetee in der Pad-Kaffeemaschine einige, aber längst nicht alle Bestandteile des Tees aus dem Beutel in das Wasser in die Tasse gelangen konnten. Für die natürlichen Farbstoffe im Tee war der Vorgang gut geeignet, insbesondere die charakteristischen Aromastoffe benötigen offensichtlich eine längere Zeit zum Ziehen, um sich im Wasser zu lösen.

In folgenden Experimenten sollten weitere Teesorten auf ihre Tauglichkeit der Zubereitung in Pad-Maschinen geprüft werden. Insbesondere Grüner und Schwarzer Tee versprechen mit kürzeren Ziehzeiten bessere Resultate.

Bis dahin empfehle ich jedoch weiterhin die Zubereitung von Tee auf die klassische Art und Weise: mit Wasserkocher und ein bisschen entschleunigender Ruhe. Denn ist nicht genau das etwas, worauf es beim Teetrinken ankommt?


Ebenfalls erschienen im Neologismus 16-01

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